Die grünen Papageien in Köln - es sind Halsbandsittiche
Freilebende wilde Papageien in Deutschland? Da schauen viele Menschen erst einmal etwas erstaunt. Dabei gibt es die grünen Papageien in Köln schon seit einigen Jahrzehnten. Ende der 1960er Jahre sollen einige Halsbandsittiche aus dem Kölner Zoo ausgebrochen sein. Hier habe ich einige interessante Informationen über die grünen Vögel zusammengetragen:
Inhaltsübersicht
- Halsbandsittich und Alexandersittich
- Von Asien nach Europa
- Der Halsbandsittich am Vogelhaus
- Männchen und Weibchen
- Grüne Papageien lieben Bäume
- Brutverhalten und Brutzeit
- Wie schnell fliegen Papageien?
- Der Schlafbaum der grünen Vögel
- An einer Haltestelle in der Kölner Südstadt
- Sittiche hoch oben im Geäst
- Überall grüne Vögel
- Der Halsbandsittich als Problemvogel
- Der Umweltausschuss der Stadt Köln wird tätig
- Wie kann man Halsbandsittiche vertreiben?
- Übersicht – der Halsbandsittich auf einen Blick
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Halsbandsittich und Alexandersittich
Den Halsbandsitttich gibt es auch in "größerer Ausführung". Er heißt Alexandersittich und sieht fast genauso aus wie der Halsbandsittich. Drei wesentliche Unterschiede gibt es: Der Alexandersittich ist mit ca. 50 bis 62 cm Länge deutlich größer als der Halsbandsittich (37 - 43 cm Länge), er hat einen komplett roten Schnabel, während der Halsbandsittich unten Schwarztöne im Schnabel hat. Weiter hat der Alexandersittich oben auf dem Flügel eine rötliche Zeichnung. Etwas verwirrend ist dabei, dass der Halsbandsittich teilweise als "kleiner Alexandersittich" bezeichnet wird.
Den Alexandersittich sieht man deutlich seltener als den Halsbandsittich, laut dem "Atlas Deutscher Brutvogelarten" wurden in Deutschland ca. 170 - 210 Vögel im Jahr 2005 hezählt, wohingegen für den Halsbandsittich ca. 7.500 Vögel (Stand 2009) angegeben wurden, mit steigender Tendenz. Heute soll es allein in Köln ca. 3.000 Vögel geben. Wenn man einen freilebenden grünen Papagei sieht, ist es daher mit großer Wahrscheinlichkeit ein Halsbandsittich. Mittlerweile dürfte es allerdings auch einige Kreuzungen geben, da es zwischen Alexandersittich und Halsbandsittich auch zu Mischbruten kommt.
Von Asien nach Europa
Die grünen Papageien haben sich nicht nur in Köln, sondern nach und nach in der Rheinebene ausgebreitet. Heute sieht man sie auch in Bonn, Düsseldorf, Mainz, Wiesbaden und Speyer sowie in anderen Orten entlang des Rheins.
Doch woher kommen die exotischen Vögel eigentlich, was ist ihre wirkliche Heimat? Ursprünglich stammen sie aus Asien. Der griechisch-mazedonische König und Feldherr Alexander der Große soll die grünen Vögel von dort mit nach Griechenland gebracht haben – das war vor über 2.300 Jahren bei dem sog. Alexanderfeldzug. Im Jahr 334 v. Chr. brach Alexander der Große in Griechenland mit einem Heer von gut 30.000 Soldaten auf zu einem Feldzug, der ihn bis nach Indien führte. So kamen die Halsbandsittiche auch an ihren zweiten Namen: Als Mitbringsel von Alexander dem Großen werden sie auch "Alexandersittich" genannt. So haben es die leuchtend grünen Vögel mit Hilfe des berühmten Feldherrn nach Südeuropa. Für die Halsbandsittiche und Alexandersittiche in Deutschland geht man jedoch davon aus, dass es sich um sog. "Gefangenschaftsflüchtlinge" oder freigelassene Vögel handelt.
Der Halsbandsittich am Vogelhaus
Selbst an Vogelhäusern entdeckt man die Vögel mittlerweile in Deutschland. Es gibt ein schönes Youtube-Video von gut drei Minuten Länge, das die grünen Papageien an einem grünen Vogelhaus zeigt. In dem Video kann man auch gut das typische Geschnatter der Vögel hören.
Sofern ein Vogelhaus groß genug ist, so dass die mit Schwanzfedern gut 40 cm langen Tiere es anfliegen und darauf landen können, wird man also ab und an diese Exoten in manchen Regionen Deutschlands am Vogelhaus sehen können.
Und wenn die grünen Halsbandsittiche schon an Vogelhäusern in Deutschland gesichtet wurden, fragt man sich natürlich auch, was unsere Neubürger eigentlich fressen. Bei der Nahrungsaufnahme sind die grünen Papageien vielseitig. Zum einen sind sie Körnerfresser, die Hafer, Wildsamen, Weizen, Buchweizen, Hirse und auch Sonnenblumenkerne vertilgen.
Männchen und Weibchen
Wenn man genau hinschaut, sind bei den Halsbandsittichen Männchen und Weibchen leicht auseinander zu halten.
Das Männchen erkennt man an dem charakteristischen schwarzen Band, das rund um den Hals des Vogels verläuft. Dieses Halsband hat den grünen Papageien ihren Namen gegeben. Das Weibchen hingegen trägt keine Kette um den Hals, ist aber dennoch ein sehr schmuckes Vogelweibchen, wie auf diesem Foto deutlich wird.
Grüne Papageien lieben Bäume
Gleichzeitig sind die Halsbandsittiche aber auch Weichfutterfresser, die Obst und Gemüse, Beeren sowie Sprösslinge, Keime und sonstiges Grünfutter mögen. Gerne sitzen die Vögel daher im Frühjahr in Kastanienbäumen und fressen die Blüten, die sie als Nektarquelle schätzen.
Auch die Blüten anderer Bäume, wie z.B. Apel-, Pflaumen- oder Weidenbäume naschen die Halsbandsittliche gerne. Im Herbst sieht man sie in Nuss- und Kirschbäumen.
In Köln haben die grünen Vögel mittlerweile auch die Vogelhäuser für sich entdeckt. Insbesondere Futterstellen, die in der Nähe von Parks mit großen Bäumen liegen, werden oft und gerne besucht. Wenn man Glück hat, sieht man teilweise gleich drei, vier oder auch mehr Halsbandsittiche, die sich über das Futter hermachen.
Wie man hier sieht, können sich die grünen Papageien auch für Sonnenblumenkerne begeistern. Während dieses Foto entstanden ist, konnte ich die beiden Vögel und noch weitere Artgenossen fast eine halbe Stunde lang beobachten, wie sie immer wieder den Futterspender von allen Seiten anflogen.
Sie möchten auch einmal exotischen Besuch an Ihrem Vogelhaus begrüßen? Nun, zunächst muss das Vogelhaus dazu in einer Region stehen, wo Halsbandsittiche in Deutschland auch vorkommen, siehe oben. Als zweites sollten Sie sich überlegen, ob Sie die grünen Vögel wirklich an Ihr Vogelhaus locken wollen. Aufgrund ihrer Größe sind die Halsbandsittiche recht gefräßig und das Vogelhaus ist dann schnell wieder leer. Auch besteht die Gefahr, dass kleinere Singvögel verdrängt werden. Wenn Sie jedoch Interesse daran haben, wie Sie Ihre Futterstelle insgesamt atttraktiver für Vögel gestalten, empfehle ich Ihnen hierzu ebenfalls auf dieser Webseite meinen kleinen Ratgeber, wie Sie Vögel zum Vogelhaus locken können.
Brutverhalten und Brutzeit
Der Halsbandsittich ist ein Höhlenbrüter. Bevorzugter Nistplatz sind die natürlichen Höhlen von Bäumen. Diese Höhlen bilden sich unter anderem, wenn einzelne Äste eines Baumes absterben und abfallen. Weiter nutzen die Halsbandsittiche unbesetzte Nisthöhlen von Spechten. Sofern die Spechthöhlen zu klein sind, werden die Höhlen mit dem kräftigen Schnabel erweitert.
In den Nisthöhlen bauen die grünen Vögel dann ihre Nester. Das Weibchen legt üblicherweise vier Eier. Von März bis April dauert die Brutzeit, die Brutdauer beträgt ca. drei Wochen. Nach knapp zwei Monaten verlassen die kleinen Sittiche erstmals die Bruthöhle und sind Ende Mail bis Anfang Juli flügge. Ab dem dritten Lebensjahr sind die Jungvögel dann selbst fortpflanzungsfähig. Die erwachsenen Halsbandsittiche können 20 bis 30 Jahre alt werden.
Wie schnell fliegen Papageien?
Wenn man die Halsbandsittiche im Schwarm über den Himmel sausen sieht, erscheint die Fluggeschwindigkeit ziemlich hoch. Deswegen habe ich es bislang auch noch nicht geschafft, die grünen Vögel im Flug zu fotografieren.
Aber wie schnell fliegen die Halsbandsittiche nun genau? Bislang gab es dazu keine gerichtsfesten Beweise. Das hat sich aber am 12.05.2016 um 9:59 Uhr in Zweibrücken geändert. Denn in der kleinen Stadt in Rheinland-Pfalz nahe der Grenze zu Frankreich ging ein Halsbandsittich der Polizei in die Falle – und zwar in die Radarfalle. Hier das Beweisfoto, dessen Verwendung mir die Polizeiinspektion Zweibrücken freundlicherweise gestattet hat:
Die Radarfalle war in einer 30er-Zone aufgestellt und machte plötzlich ein Foto, obwohl gar kein Auto vorbei gefahren war. Das Kontrollgerät zeigt 43 km/h an, also 13 km/h zu viel. Erst bei der genauen Auswertung des Fotos war dann der „Verkehrssünder“ zu erkennen: Es handelte sich um einen Papagei, der durch die Radarfalle geflogen ist und geblitzt wurde.
Mindestens 43 km/h können die grünen Vögel also fliegen. Nach meinem persönlichen Eindruck müssten aber auch noch höhere Fluggeschwindigkeiten möglich sein. Wer weiß, vielleicht ermittelt die Polizei ja irgendwann weitere gefiederte Raser, so dass wir neue Messwerte erfahren…
Der Schlafbaum der grünen Vögel
Aber nicht nur aufgrund des Nahrungsangebotes sieht man die Halsbandsittiche oft oben im Geäst sitzen. Vor allem hohe Bäume dienen den Tieren als sicherer Fluchtpunkt und als Ruhestätte. Die Vögel suchen sich einen sog. Schlafbaum aus, der ihr gemeinsamer Treffpunkt ist.
Zur blauen Stunde, der Zeit zwischen Sonnenuntergang und einsetzender Dämmerung, wird dieser Baum dann aus allen Richtungen angefolgen und die Halsbandsittiche treffen sich zur gemeinsamen Nachtruhe. Während die Tiere am Tag gern und oft krähen und krächzen, tritt am Schlafbaum nach Einbruch der Dunkelheit nun Ruhe ein.
An einer Haltestelle in der Kölner Südstadt
Im und um Köln gibt es verschiedene Schlafbäume. Eine Schlafstätte ist jedoch besonders beliebt und steht deswegen auch besonders im Fokus: An der Bushaltestelle "Rheinauhafen" steigen die Halsbandsittiche oft und gerne aus. Oder genauer: Sie landen dort. Und zwar jeden Abend.
Immer wenn es dunkel wird, finden sich die grünen Exoten dort zur gemeinsamen Nachruhe ein. Denn Halsbandsittiche sind gesellige Vögel, die gerne gemeinsam in ihrem Schlafbaum sitzen und ruhen.
Sittiche hoch oben im Geäst
Es sind mehrere Bäume an der Bayenstraße, Ecke Dreikönigenstraße, welche von den grünen Papageien als Nachtquartier auserkoren wurden.
In Sichtweite zum Rhein hoch oben in den Baumkronen stecken jeden Abend weit über 100 Vögel ihre Schnäbel unter die Flügel. Seit ungefähr drei Jahren halten die Halsbandsittiche in der Südstadt Nachruhe.
Überall grüne Vögel
In Köln sollen ungefähr 2.000 bis 3.000 Halsbandsittiche leben. Ein guter Teil davon nächtigt am Rheinufer. Dicht an dicht sitzen die grünen Vögel in den Zweigen der Bäume.
Nachruhe heißt dabei allerdings nicht, dass es in den Schlafbäumen ruhig zugeht. Morgens und abends herrscht munteres Gekrächze und Geschnatter.
Es ist schon ein Erlebnis, wenn zum Abend die Sittichschwärme im schnellen Flug herangeschossen kommen und sich ihren Platz in den Bäumen suchen. Bevor jedoch die Nachruhe eintritt, erzählen sich die Vögel offensichtlich die Erlebnisse des Tages - und da wird es noch einmal laut.
Genauso am Morgen - hier wird das Licht das Tages fröhlich begrüßt, was die gesamte Umgebung einschließlich Anwohner mitbekommen.
Der Halsbandsittich als Problemvogel
Während sich manche Menschen über die exotischen grünen Vögel und den Trubel freuen, sehen andere die Vielzahl der Sittiche kritisch.
Hunderte von Vögeln, die jede Nacht den selben Schlafbaum nutzen, verursachen natürlich auch Dreck - die Hinterlassenschaften der Vögel bedecken Boden und Parkbänke unter den Bäumen. Sich dort hinzusetzen, ist wahrlich nicht empfehlenswert. Die Bushaltestelle wird täglich von der KVB gereinigt.
Der Umweltausschuss der Stadt Köln wird tätig
Mittlerweile ist der Halsbandsittich sogar ein Thema in der Lokalpolitik. Am 2. Februar 2017 tagte der Umweltausschuss. In der "Lokalzeit aus Köln" (WDR) berichtet Gerd Brust von den GRÜNEN, dass man die grünen Papageien gerne umsiedeln möchte.
Nur wie? In dem Fernsehbeitrag machen sich dazu zwei Experten der unteren Naturschutzbehörde Gedanken. Es soll eine Lösung gefunden werden, die auch dem Naturschutz gerecht wird, so dass ein Abschuss der Vögel nicht in Betracht kommt.
Wie kann man Halsbandsittiche vertreiben?
Erste Ideen sind deswegen Greifvogelschreie aus Lautsprechern, die Vertreibung mit optischen Methoden oder der Einsatz von Wasser.
Ich bin gespannt, was sich tun wird. Silvester 2015/16 bin war ich am Rheinufer. Von Böllern und Raketen ließen sich die Sittiche nicht sonderlich beeindrucken. Wenn überhaupt, flogen sie bei nahen "Einschlägen" von einem Baum zu anderen.
Die Vögel scheinen recht hartgesotten zu sein und verfügen offensichtlich über einen guten Schlaf. Meine Fotoaufnahmen jedenfalls haben sie in keiner Weise gestört. Und das, obwohl ich eine halbe Stunde lang meinen lichtstarker Blitz (Canon Speedlite 600 EX-RT) ausgiebig zum Einsatz brachte. Keine Reaktion.
Werden sich die Halsbandsittiche also vom Rheinufer vertreiben lassen? Seit über 50 Jahren leben die Sittiche in Köln, können sich also mit Fug und Recht als immigrierte Kölner bezeichen. Und die Kölschen leben nun einmal gerne in der Südstadt…
"Gezeter um die Halsbandsittiche"
So stand es in der Wochenendausgabe (14./15. Oktober 2017) des Kölner Stadtanzeigers. Was war los? Auch in der Kölner Rundschau fand sich am 12. Oktober 2017 ein Artikel. In beiden Artikel ist von einem Anwohner in der Südstadt die Rede, der eine „Bölleranlage“ bzw. eine „Knallmaschine“ zum Einsatz gebracht haben soll, um die grünen Papageien zu vertreiben. Der Ornithologe Achim Kemper vom Naturschutzbund (NABU) kritisiert diese eigenmächtige Maßnahme.
Offensichtlich hat diese private Aktion gewirkt. Ich habe Ende Oktober die Bäume an der Ecke zur Dreikönigenstraße spät abends besichtigt und in der Tat waren keine Halsbandsittiche zu sehen. Die Bäume wurden offensichtlich auch zurückgeschnitten und die Bänke und der Bürgersteig darunter waren gesäubert. Zur Zeit werden diese Bäume offenbar nicht als Schlafbaum genutzt. Wohin die grünen Sittiche jetzt umgezogen sind, habe ich noch nicht entdeckt. Weiß es jemand? Schreiben Sie mir gerne eine E-Mail an info@robert-c-klotz.de!
Übersicht – der Halsbandsittich auf einen Blick
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Körpergröße | ca. 37 bis 43 cm (mit Schwanzfedern) |
Flügelspannweite | ca. 42 bis 48 cm |
Gewicht | 115 bis 140 Gramm |
Lebenserwartung | in Freiheit bis zu 20 Jahre, Käfigvögel auch bis zu 30 Jahre |
Lebensraum | Ursprünglich Mittelafrika und Indien, in Deutschland vor allen im Städten am Nieder- und Oberrhein, dort gerne in Parks, Gärten und Friedhöfen mit hohen Bäumen, die Bruthöhlen bieten |
Nahrung | Knospen und Blüten, Obst, Samen und Körner |
Frisst am Vogelhaus | Äpfel, Sonnenblumenkerne, Hirse, Buchweizen (Tipp: Im Fachhandel nach Großsittich-Futter fragen) |
Einordnung | Ordnung: Papageien, Gattung: Edelsittiche |
Wissenschaftlicher Name | Psittacula krameri |