Eine Wandertaube sitzt auf einem Zweig

Das jähe Ende der Wandertauben

Von diesem bunten Vogel wird es hier nur ein Aquarellbild geben. Ein Foto werde ich nicht mehr machen können. Denn diese Vogelart ist seit 100 Jahren ausgestorben.

Den Tauben stehen nicht wenige Menschen kritisch gegenüber. Sie werden als Ratten der Lüfte bezeichnet, die viel Dreck machen, Krankheiten übertragen und Gebäuden schaden sollen. Und überhaupt sind es viel zu viele Tauben.

Eine Wandertaube sitzt auf einem Zweig, gemalt in Aquarellfarben
Die Wandertaube – seit 1914 ausgestorben

Zu viele Tauben - ein Satz, der gerade im Jahr 2014 nachdenklich machen sollte. Denn am 1. September 1914 ist eine Taube Namens Martha in dem Zoo von Cincinnati (Ohio, USA) gestorben. Martha war nicht irgendeine Taube. Sie waren das letzte Exemplar der Gattung Wandertaube.

Früher der häufigste Vogel weltweit

Das Erschreckende an dem Tod dieser Taube: Rund 100 Jahren vor dem Tod von Martha gab es noch circa 3 bis 5 Milliarden Wandertauben auf der Welt. Wohlgemerkt Milliarden, nicht Millionen. Die Wandertaube war damit die häufigsten Vogelart - und dies nicht nur bezogen auf die USA, sondern weltweit.

Es müssen riesige Schwärme gewesen sein, die damals über das Land gezogen sind. Auf Wikipedia wird berichtet, dass im Jahre 1866 ein Schwarm Wandertauben beobachtet wurde, dessen Durchzug mehr als 14 (!) Stunden gedauert haben soll.

Bestandsrückgang durch ständige Jagd

Aber schon in den 1880er Jahren ist es dann zu einem extremen Rückgang des Wandertauben-Bestandes gekommen. Und nur wenige Jahre später, am 24. März 1900, wurde die letzte frei lebende Wandertaube abgeschossen.

In den Jahren und Jahrzehnten davor war die Wandertaube in extremen Umfang gejagt worden. Oft sammelten sich an den Durchzugsgebieten der Wandertaube Jäger mit ihren Gewehren, um dann zum Dauerfeuer anzusetzen. Das traurige Ergebnis: In weniger als 50 Jahren ist es dem Menschen gelungen, die damals häufigste Vogelart der Welt auszurotten.

Was können wir aus Marthas Tod lernen?

Das Schicksal der Wandertaube sollte man sich ins Gedächtnis rufen, wenn heutzutage wieder einmal über zu viele Tauben geklagt wird. Vor 150 Jahren wird es vermutlich auch Menschen gestört haben, wenn die riesigen Schwärme der Wandertauben über das Land gezogen und dann zur Nahrungsaufnahme in Wälder und Felder eingefallen sind. Alles abgefressen, und dann noch dieser viele Vogelkot, den die Viecher hinterlassen. So wird man auch früher vielleicht geschimpft haben.

Und nur 50 Jahre später konnte man Wandertauben nur noch ausgestopft im Museum betrachten. Heute - weitere 100 Jahre später - soll es weltweit noch ca. 1.000 ausgestopfte Wandertauben geben, gut 50 davon in Deutschland. Martha ist übrigens in der Smithsonian Institution in Washington zu sehen. Wenn wir wieder einmal über die Ratten der Lüfte schimpfen, sollten wir vielleicht an Martha denken.