Ein Amsel-Männchen sitzt auf einem Ast

Die Amsel unter dem Vogelhaus

Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Amsel sitzt oft unter dem Vogelhaus, denn dieser Vogel aus der Familie der Drosseln ist nicht unbedingt ein Kletterkünstler. Auf kleinster Fläche zu landen, sich an dünnen Ästen festzuhalten oder sich in ein enges Vogelhaus hinein zu beugen, das ist nicht Sache der Amsel. Was die Amsel sonst so macht, erfahren Sie hier:

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Die Amsel – ein schneller Überblick

Nach diesem Bild auf einen Blick das Wichtigste zur Amsel, von der Größe bis zum wissenschaftlichen Namen:

Die wichtigsten Informationen rund um die Amsel
Merkmal Beschreibung
Körpergröße 23 bis 27 cm
Flügelspannweite 34 bis 38 cm
Gewicht 70 bis 150 Gramm, im Mittel ca. 100 Gramm
Lebenserwartung 4 bis 5 Jahre, in menschlicher Obhut 18 bis 20 Jahre
Lebensraum Wälder mit reichem Unterholz, Gärten, Parkanlagen, Streuobstwiesen, Stadt- und Industriegebiete mit Büschen und Unterholz, Feldgehölze, Moore, Heide, Hecken, gerne auf kurzen Rasen- und Wiesenflächen
Nahrung Regenwürmer, Schnecken, Insekten, kleinere Wirbeltiere, Beeren, Früchte
Frisst am Vogelhaus Rosinen, getrocknete Beeren, Fettfutter, Haferflocken, Sämereien bis Maisgröße, Nussstückchen, Sonnenblumensamen, Äpfel- und Birnenhälften
Einordnung Familie der Drosseln
Wissenschaftlicher Name Turdus merula

Die Amsel sucht Nahrung am liebsten am Boden

Die Amsel ist viel öfter auf dem Boden unter dem Vogelhaus zu finden, wo sie darauf wartet, dass andere Vögel Futter aus Versehen hinab werfen. Ein typisches Bild: die Meisen umflattern das Vogelhaus, so dass Körner und anderes Futter hinab fallen und die Amsel pickt unter dem Vogelhaus. Nur dann, wenn sich partout keine Gehilfen finden, setzt die Amsel selbst zum Anflug auf das Vogelhaus an und turnt zumeist ein wenig ungelenk umher.

Man sieht es diesem Foto an, dass die Amsel nicht wirklich entspannt an dem Vogelhaus frisst. In der Tat hat das Amsel-Männchen hier mehrere Anflugversuche gebraucht, bis es an dem Futterhäuschen gelandet ist. Mit viel Geflatter konnte dann diese "verbogene" Position eingenommen werden.

Viel lieber hat es die Amsel, wenn sie ihr Futter am Boden suchen kann. Auf dem nächsten Bild sieht man, wie es der Amsel am besten gefällt. Aus dem Vogelhaus ist ordentlich Futter auf den Boden gefallen, das sich bequem aufpicken lässt. Sieht diese Amsel auf diesem Bild nicht viel entspannter aus?

Ein Amsel-Männchen auf dem Boden mit einem Stückchen Futter im Schnabel
Einfache Futtersuche unter dem Vogelhaus

So entspricht es auch dem natürlichen Verhalten der Amsel. Wenn das Männchen nicht gerade auf der oben erwähnten Singwarte sitzt und seinen Gesang vorträgt, hält sich die Amsel - Männchen wie Weibchen - am liebsten in Bodennähe und im bodennahen Gehölz auf.

Ein Amsel-Männchen versteckt sich im Unterholz
Im bodennahen Unterholz fühlt sich die Amsel wohl

Es verirren sich eher selten Amseln an Ihre Futterstelle, obwohl diese Vogelart eigentlich recht häufig ist und sich gerne in Gärten aufhält? Dann möchte ich Ihnen meinen kleinen Ratgeber empfehlen, was man für mehr Besuch an Vogelhaus tun kann. Lesen Sie hierzu ebenfalls auf dieser Webseite Tipps und Hinweise, wie Sie Vögel zum Vogelhaus locken können.

Hoch und exponiert – die Singwarte

Das Futter sucht die Amsel vor allem am Boden. Der Gesang hingegen wird gerne von einem erhöhten und gut sichtbaren Ort aus vorgetragen. Oft sieht man sie auf der Ecke eines Hausdaches sitzen. Die Männchen nutzen solche exponierten Plätze als sog. Singwarte, von der sie insbesondere im Frühjahr ihren Reviergesang vortragen.

Amseln beginnen schon eine Stunde vor Sonnenaufgang mit ihrem Gesang, der sehr abwechslungsreich hübsch melodisch klingt. Damit gehören die Amseln zu den begabtesten Sängern unter unseren einheimischen Vögeln. Man kann sie gut an ihrem individuellen Gesang erkennen, da dieser große Unterschiede aufweist.

Das richtige Futter für die Amsel

Die Amsel ist ein Allesfresser. Oft sieht man die Amsel auf Rasenflächen, wo sie Regenwürmer aus dem Boden zieht. Weiter frisst die Amsel Insekten wie z.B. Käfer und Spinnen. Zu der tierischen Nahrung kommen Früchte und Beeren.

Besonders gerne mögen Amseln Äpfel. Daher kann man gerade im Winter Apfelhälften in der Nähe des Vogelhauses auf dem Boden oder z.B. auf eine Mauer legen, daran erfreut sich die Amsel oft und gerne. Wichtig: Die Äpfel keinesfalls direkt unter das Vogelhaus legen, dort könnte Vogelkot von den anderen Vogelhausbesuchern auf die Äpfel fallen.

Wenn man ein Vogelhaus hat, das auch für die Amsel groß und bequem genug ist, kann man die Amsel als sog. Weichfresser weiterhin mit Rosinen oder anderen getrockneten Beeren erfreuen. Als Beimischung eignen sich zudem ungesalzene Haferflocken.

Übersicht: Liste zum Futter der Amsel

In der Natur

  • Regenwürmer
  • Schnecken
  • Insekten
  • Kleinere Wirbeltiere
  • Beeren
  • Früchte

Am Vogelhaus

  • Rosinen
  • Getrocknete Beeren
  • Fettfutter
  • Haferflocken
  • Sämereien bis Maisgröße
  • Nuss-Stückchen
  • Sonnenblumenkerne
  • Äpfel- und Birnenhälfen

Männchen und Weibchen

Mit der soeben aufgelisteten Futtermischung sollte es gelingen, die in unseren Breiten häufig vorkommende Amsel an das Vogelhaus bzw. die Futterstelle zu locken. Zum einen wird man dann das tiefschwarze Männchen beobachten können, das einen auffälligen gelben Schnabel und gelbe Augenringe hat.

Das Amselweibchen hingegen ist an seinem dunkelbraunen Gefieder mit heller Kehle und gefleckter Brust zu erkennen. Auch der Schnabel ist beim Amselweibchen in Brauntönen gehalten.

Ein Amsel-Weibchen sitzt auf Drahtstangen
Beim Amsel-Weibchen dominieren die Brauntöne

Amsel oder Drossel – ein Unterschied?

Amseln werden zuweilen auch als Drosseln bezeichnet. Daher kommt manchmal die Frage auf, ob die Amsel mit Zweitnamen Drossel heißt, so wie es für manche Dinge oder Tiere verschiedene Bezeichnungen gibt, die aber alle dasselbe meinen.

Wie oben schon erwähnt, gehört die Amsel zur Familie der Drosseln. Was bedeutet hier "Familie"? Nun, Biologen teilen die Tierwelt in verschiedene Gruppen ein. Die genaueste Unterscheidung ist die "Art", auch Spezies genannt. Das ist z.B. die Amsel. Oder auch der Star.

Wie man den Begriff "Art" genau definiert, ist umstritten. Eine weit verbreitete Definition ist die der Fortpflanzungsgemeinschaft. Amseln paaren sich eben nur mit Amseln, nicht aber mit Staren, obwohl diese auch überwiegend schwarzes Gefieder und eine ähnliche Größe haben.

Nach der "Art" kommt als nächsthöhere Ebene die Gattung. Dies ist eine Zusammenfassung mehrerer Arten, die sich sehr ähnlich sind. Die Amsel gehört zur Gattung der "Echten Drosseln", diese wiederum zur Familie der "Drosseln". "Die" Drossel als einen speziellen Vogel gibt es nicht, vielmehr ist der Begriff "Drossel" ein Oberbegriff. Die Gattung der "Echten Drosseln" umfasst nämlich 66 Arten. Und die Familie der Drosseln umfasst wiederum 19 Gattungen mit ca. 150 Arten.

Damit ist es aus Sicht der biologischen Systematik so, dass alle Amseln auch Drosseln sind. Jedoch sind nicht alle Drosseln mit Amseln gleichzusetzen.

(Eine Art, die in keiner biologischen Systematik zu finden ist, ist übrigens die "Schnapsdrossel". Wie ist dieser komische Vogel eigentlich zu seinem Namen gekommen? Die Antwort findet sich an anderer Stelle - hier geht es zu einer launigen Betrachtung der trinkfreudigen Schnapsdrossel.)

Amsel mit weißen Flecken

Manchmal sieht man Amseln, die weiße Flecken haben. Diese Vögel sind weder krank noch mit dem Gefieder an frische Farbe gekommen. Die weißen Punkte sind die Folge eines Gendefekts, der bei Amseln häufiger vorkommt. Ganz selten gibt es sogar Amseln, die komplett weiß sind. Die meisten Vögel mit diesem Gendefekt haben jedoch mehr oder weniger stark ausgeprägte weiße Flecken im Gefieder. Hier ist es mir einmal gelungen, eine solche Amsel zu fotografieren, allerdings ist der helle Fleck im Gefieder recht klein:

Ein Amsel-Männchen mit einem weißen Fleck im Gefieder
Diese Amsel hat nur einen kleinen weißen Fleck

Ein Gendefekt namens Leuzismus

Auch bei Amseln, die deutlich größere weiße Zeichnungen als auf diesem Foto hier haben, ist es trotzdem falsch, von einer Albino-Amsel zu sprechen. Die korrekte Bezeichnung für die auffällige Färbung lautet Leuzismus. Der naturwissenschaftliche Unterschied liegt in folgendem: Bei Vögeln mit Leuzismus sind die Federn weiß, da die Federn keine Zellen mit dem Farbstoff Melanin enthalten. Albino-Tiere haben zwar solche Zellen, jedoch sind diese Zellen unfähig, den dunklen Farbstoff zu bilden.

Albino-Amseln gibt es also nicht. Denn diese müssten dann auch einen weißen Schnabel und rosa Augen haben. Dies ist jedoch nicht der Fall, der Schnabel ist weiterhin gelb (beim Amsel-Männchen) bzw. bräunlich beim Amsel-Weibchen. Wenn eine Amsel weiß gescheckt ist, handelt es sich um eine schwächere Form des Leuzismus. An den weißen Stellen im Gefieder fehlen die Pigmente.

Man muss kein Mitleid mit den weiß gescheckten Amseln haben, denn sie haben keine Krankheit. Der Gendefekt ist harmlos und bringt für den Vogel keine physischen Nachteile mit sich – also schlicht eine Laune der Natur.

Weiße Amseln meist in der Stadt

Einen mittelbaren Nachteil hat die Mutation in freier Wildbahn aber doch: Je mehr weiße Flecken eine Amsel hat, desto eher wird sie von Greifvögeln erspäht und erbeutet. Dies liegt daran, dass sie aufgrund der auffälligen Färbung einfach leichter entdeckt werden. Ganz weiße Amseln sind daher selten, da ihre Überlebenschance sehr gering ist. Auch die gescheckten Vögel überleben meistens nur in solchen Stadtgebieten länger, wo es keine Greifvögel gibt.